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n 1880 nahm in Leeuwarden, der Hauptstadt Frieslands, neben den hier bereits bestehenden drei Orgelbauern (Adema, Van Dam und Hardorff) eine vierte Orgelwerkstatt ihre Arbeit auf. Die Gründer waren Fokke Bakker (1842-1904) und Arjen Timmenga (1854-1920).

 

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Fokke Bakker war in der Werkstatt Willem Hardorffs ausgebildet worden. Arjen Timmenga stammte aus dem friesischen Dorf Easterein (Oosterend), wo die Firma Hardorff 1870 eine neue Orgel baute. Man sagt, dass einige Mitarbeiter Hardorffs damals aufgrund der durch den Deutsch-Französischen Krieg angespannten Lage als Reservisten eingezogen waren, wodurch sich Timmenga als „Aushilfskraft“ am Orgelbau beteiligen durfte. Seine weitere Ausbildung erhielt er bei den Firmen Adema und Flaes in Leeuwarden beziehungsweise Amsterdam.

 

Vor der Teilhaberschaft mit Timmenga arbeitete Fokke Bakker einige Jahre allein. Er war Mennonit und erhielt 1877 Empfehlungsschreiben des Leeuwarder mennonitischen Kirchenvorstandes und des Organisten der Mennonitengemeinde, H. van Belkum. Erwähnt wird, dass Bakker von diesem Moment an mit der Instandhaltung der Orgel beauftragt wurde. Außerdem war Fokke Bakker als zweiter Organist der Mennonitengemeinde aktiv. Sein erster Auftrag war das Umsetzen einer einmanualigen Orgel der Kirche in Bayum in die reformierte Kirche von Hallum, die im Jahre 1877 ausgeführt wurde. 1879 lieferte er für die Orgel des Dorfes Marrum einen neuen Blasebalg.

 

Am 18. Dezember 1880 nahm die Firma unter dem Namen „Bakker & Timmenga“ formell ihre Arbeit auf. Ihre erste Orgel war zu diesem Zeitpunkt schon fertiggestellt. Sie wurde am 20. Juni 1880 in der Kirche von Westernijkerk feierlich eingeweiht. Danach führte man 1880 eine umfassende Restauration der Van Damorgel der reformierten Kirche in Burgum durch. Der Firmensitz befand sich in den ersten Jahren im Bollemansteeg. Einige Jahre später, der genaue Zeitpunkt ist nicht bekannt, zog die Firma in die Bagijnestraat Nummer 45 um. Seit 1913 befindet sich der Firmensitz an der Kleine Kerkstraat 25. Die Firma war und ist noch immer mitten im Zentrum der Altstadt zu finden.

 

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 Bereits 1881 nahm die gerade erst gegründete Werkstatt am nationalen Wettbewerb der Handels-und Gewerbevereine teil. Ein von der Firma gebautes Klavier erhielt neben einer Auszeichnung eine Bronzemedaille. Es ist danach allerdings bei diesem einen Exemplar geblieben. Trotz mehrerer Suchaktionen blieb das Klavier bisher unauffindbar und ist vermutlich verloren gegangen. Möglicherweise befindet sich die Bronzemedaille noch im Besitz der Nachfahren Bernard Timmengas. Die Empfehlungsschreiben der eigenen mennonitischen Gemeinde erleichterten den beiden jungen Orgelbauern den Anfang. Unter den ersten elf Orgeln die zwischen 1880 und 1885 gebaut wurden, befinden sich fünf Orgeln mennonitischer Gemeinden Frieslands. Später sollten noch mehrere folgen.

 

Obwohl der Schwerpunkt ihrer Arbeit immer in Friesland gelegen hat, knüpften die Orgelbauer der Firma Bakker & Timmenga schon ziemlich schnell auch außerhalb der Provinz Kontakte. 1884 wurde erstmals ein Auftrag in einer anderen Provinz ausgeführt. 1892 entstand in der reformierten Westerkerk in Rotterdam die bisher größte von Bakker & Timmenga gebaute Orgel. Hierbei handelt es sich um ein Exemplar mit zwei Manualen, freiem Pedal und 27 Registern. Leider wurde diese Orgel 1940 während des Luftangriffs auf Rotterdam vollständig zerstört.

 

 Da Leistungsbeschreibungen und Frontentwürfe im Firmenarchiv gut bewahrt blieben und die Finanzbuchhaltung über die Lieferungen, Instandhaltung und Zulieferer noch vollständig vorhanden ist, sind die Arbeiten der Firma Bakker & Timmenga Studien- und Forschungszwecken äußerst zugänglich. Bernard Timmenga Zudem ist die Mehrheit der insgesamt 175 gelieferten Orgeln noch bewahrt geblieben. Nur 15 Orgeln des Gesamtbestandes gingen verloren. In den 80 Jahren des Bestehens der Firma als Familienunternehmen, lassen sich drei Perioden unterscheiden. Diese überschneiden sich mit Ereignissen im Privatleben der Firmeninhaber. Die Teilhaberschaft von Fokke Bakker und Arjen Timmenga wurde am 17. Dezember 1901 aufgelöst. In den Büchern wurde dies auf jeder Seite deutlich ausgewiesen. Kurze Zeit später, am 31 Juli 1904, starb Bakker. Arjen Timmenga führte die Firma weiter und bildete im Juli 1919 eine Teilhaberschaft mit seinem Sohn Bernard Timmenga (1889-1972). Nach dem Ableben Arjen Timmengas am 16. November 1920, leitete Bernard Timmenga die Firma bis ins Jahr 1960, danach wurde sie von zwei neuen Teilhabern, W. Yedema und H.P. Dam, übernommen

 

Die Werke der Orgelbauer Bakker & Timmenga sind der bereits bestehenden reichen Orgelbautradition Frieslands eng verbunden. Diese war schon ab 1780 von Familienunternehmen geprägt und aufrecht erhalten worden. Kennmerkend für die Arbeitsweise friesischer Orgelbauer ist, dass man in Friesland die aus dem Ausland übernommenen Erneuerungen des Orgelbaus auf Detailniveau im Auge behielt, aber im Großen und Ganzen sehr lange an der handwerklichen Tradition festhielt. Vor allem die Ideen ihrer zwei Lehrmeister, Willem Hardorffs und der Brüder Adema, lagen den Arbeiten von Bakker&Timmenga zugrunde. Diese Orgelbauer hatten ihrerseits wiederum Elemente aus dem Werk des Orgelbauers Van Dam übernommen. Auf diese Weise ist der gesamte friesische Orgelbau miteinander verbunden.

 

Obwohl kleine Orgeln im Oeuvre der Firma in der Mehrzahl sind, sollte die Bedeutung der Arbeit der zwei friesischen Orgelbauer nicht unterschätzt werden. In den achtzig Jahren seines Bestehens hat das Familienunternehmen sich dem es umgebenden Modernisierungsdrang entziehen und das traditionelle Handwerk aufrechterhalten können. Aber inzwischen war die Firma innerhalb des modernen industriellen Orgelbaus ein Anachronismus geworden. Letztendlich wurde dieses letzte, der Tradition des 19.Jahrhunderts verpflichtete Unternehmen, in wirtschaftlicher Hinsicht von der billigeren Massenproduktion überholt.

 

 1960 begann allerdings mit der oben erwähnten Übernahme der Firma von Bernard Timmenga durch die zwei jungen, hiervor beim Orgelbauer Mense Ruiter in Groningen tätigen Orgelbauer Harm Pieter Dam und Wopke Yedema ein neuer Zeitabschnitt.

 

Wopke YedemaDas Unternehmen beschäftigte zu diesem Zeitpunkt nur noch einen Mitarbeiter. Dieser, Sjoerd van Dyk ,arbeitete noch bis in die siebziger Jahre bei der Firma, wodurch viele mündliche Informationen über den Betrieb der Orgelwerkstatt zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts weitergegeben werden konnte. Er konnte sich daran erinnern, dass die Prospektpfeifen der Baderorgel in Dronrijp (1657), da diese sowieso ausgetauscht werden sollten, während der 1917 stattfindenden Restauration direkt von der Orgel aus nach unten geworfen wurden. In den Jahren 2000 bis 2002 wurde diese Orgel vollständig rekonstruiert, wobei die stummen Pfeifen in der Bader-Faktur wiederhergestellt wurden.

 

1960 bis 1983 wurden ungefähr 20 neue Orgeln gebaut. Das mechanische Zugsystem, das man 1973 in der neuen Orgel der Kurioskirche in Leeuwarden, die über eine Windlade mit zwei Manualen verfügt, verwendete, war für die damalige Zeit revolutionär. Diese Idee wird von verschiedenen niederländischen und ausländischen Orgelbauern bis auf den heutigen Tag angewandt. Nach 1983 verlegte die Firma den Schwerpunkt auf die Restauration mechanischer Orgeln. Neubauten finden heutzutage in Form von Rekonstruktionen statt, wobei immer Orgelteile vorhanden sind und die fehlende Bauteile im ursprünglichen Stil, oft nach noch bestehenden Vorbildern nachgebaut wird.

 

Nachdem Dam 1985 krankheitshalber die Firma verließ, übernahmen Wopke und Bert Yedema die Unternehmensführung. Letzter wurde am 1.Mai 1991 ihr alleiniger Eigentümer und Direktor und ist es bis heute. Derzeit ist das Unternehmen die einzige Orgelwerkstatt der Provinz Friesland, die Restaurationsarbeiten an monumentalen Kirchenorgeln ausführt. Bei der Firma sind insgesamt sechs Mitarbeiter angestellt. Ihre Auftraggeber befinden sich hauptsächlich in den nördlichen Provinzen der Niederlande. Neben Restaurations- und Rekonstruktionsarbeiten führt Bakker & Timmenga oft auch Intonations- und Instandhaltungsarbeiten aus und setzt Orgeln um.

Uebersetzung: Dina Pohle 2010